Gourmelin




Aus dem Tal der Uhren
Ob Gold, Platin, Titan oder Karbon - die Zeitmesser von Audemars Piguet gehören zu dem Edelsten, was die Schweizer Haute Horlogerie zu bieten hat.
In der Schweiz ticken die Uhren anders - so jedenfalls behaupten viele Zeitgenossen. Ob das stimmt sei dahingestellt. Klar ist aber sicherlich, dass Schweizer Uhren anders ticken: Besser, genauer, eleganter, exklusiver und häufiger auch etwas teurer.
Die Geschäftszentrale von Audemars Piguet liegt in einem Epizentrum, vielleicht gar dem Epizentrum der Schweizer Uhrenindustrie: dem Jouxtal. Hier, im Tal der Uhren, ist alles eine Frage der Zeit. Wälder, Wiesen, der Lac de Joux, gepflegte Chalets auf den Hängen ringsherum - das schöne Schweizer Panorama verbietet Gedanken an Hast und Eile. Und doch wird zwischen Le Brassus und Le Sentier, wo fast 40 Uhrenmanufakturen und Zulieferbetriebe angesiedelt sind, mit Hochdruck getüftelt, verworfen, verbessert und konstruiert.
Die Haute Horlogerie des Alpenlandes ist weltberühmt. Jahrhundertelange Erfahrung und moderne Ansprüche haben hiesige Uhren zu einem Luxusprodukt gemacht. Mit der 1972 von Audemars Piguet kreierten "Royal Oak" revolutionierte das Unternehmen den Uhrenmarkt. Noch heute gehört das Modell in vielen Variationen und Materialien zu den gefragtesten Uhren im gehobenen Segment.
Von Jules-Louis Audemars und Edward-Auguste Piguet 1875 gegründet, war Audemars Piguet eine der ersten Manufakturen des Jouxtals, welche sämtliche Teile für ihre Uhren unter einem Dach produzierte. AP hat Le Brassus seither stets die Treue gehalten und ihre ursprüngliche Manufaktur über die Jahrzehnte mehrfach erweitert. An zusätzlichen Standorten in Le Brassus errichtete AP spezialisierte Betriebe sowie auch in Le Locle und Genf. Nach Unternehmensangaben ist sie heute die älteste, die sich noch im Besitz der Gründerfamilien befindet.
So bescheiden es damals auch begann - es kommt nicht von ungefähr, dass die Zeitmesser in Le Brassus längst zum Edelsten auf dem Uhrenmarkt weltweit gehören. Ein kurzer Blick in jene Abteilung, in der lupenreine Diamanten zu wertvollen Schmuckstücken verarbeitet werden, macht atemlos. Es funkelt und glitzert hier, wo die hochkarätigen Steinchen einzeln gefasst und nicht etwa geklebt werden.
Und so liest sich beispielsweise die Beschreibung für ein Damenmodell der "Lady Royal Oak" wie der Text einer Schmuckauslage bei Tiffany's in der New Yorker 5th Avenue: "Gehäuse: 18 Karat Roségold, vollständig besetzt mit 323 Diamanten im Brillantschliff, 5,9 Karat..." Und das ist noch nicht einmal die prachtvollste Uhr."
Die preiswerteste Uhr kostet um die 7800 Euro", sagt Axel Felmy, Geschäftsführer von Audemars Piguet Deutschland: "Die teuerste, die wir im Katalog zeigen, ist eine skelettierte "Jules Audemars" in Platin als Grande Complication, sie kostet 706.000 Euro und das ganz ohne Diamantbesatz. So sind die Grenzen nach oben eigentlich offen. Manche Uhren werden kaum getragen und verschwinden sofort im Safe des Besitzers."
Sprechen Uhrenvernarrte von den ‘Großen Drei’, meinen Sie Audemars Piguet, Patek Philippe und Vacheron Constantin. Alle drei Häuser genießen einen unangefochtenen Ruf für ihre Luxusuhren höchster Güte und alle drei blicken zurück auf mehr als ein Jahrhundert (ununterbrochener) Geschichte. Und obschon diese drei Marken für den Großteil ihres Sortiments in direkter Konkurrenz zueinander stehen, fand man sich sporadisch gar zu gemeinsamen Projekten. In einem Punkt aber hob sich Audemars Piguet immer deutlich von ihnen ab, nämlich in der spielerischen Aufgeschlossenheit gegenüber progressiven Gestaltungen sowie dem Einsatz neuer Materialien und technischer Lösungen. Die Royal Oak ist ohne Zweifel das prominenteste (und erfolgreichste) Beispiel dieser Philosophie. Für die traditionsorientierten Häuser Patek Philippe und Vacheron Constantin wäre es lange Zeit undenkbar gewesen, das Prestigebedürfnis ihrer gutbetuchten Kundschaft mit einer Stahluhr zu erschüttern. Doch Audemars Piguets Erfolg mit diesem provokativen Wurf war derart überwältigend, dass ihnen nichts anderes übrig blieb, als mit eigenen Interpretationen dieses neuen Genres auf den Markt zu treten. Die Royal Oak ist nur ein — zugegebenermaßen besonders eindrückliches — Beispiel für Audemars Piguets Hightech-Verliebtheit und ihr einzigartiges Geschick, ultramoderne Lösungsansätze mit klassischer Uhrmacherei zu vermählen.